ART MARKET Observer
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Text: Tanja Playner 28.06.2019 „Beim Malen bedeutete `Suchen` meine Ansicht nach gar nichts. Auf das Finden kommt es an“Pablo Picasso, 1923Pablo Diego Jose Francisco de Paula Juan Nepomuceno Maria de los Remedios Crispiniano de la Santisima Trinidad Picasso (geb.25. Oktober 1881 in Malaga, Spanien gestorben in 8. April 1973 in Mougins, Frankreich) war ein spanischer Maler, Grafiker und Bildhauer. Pablo Picasso und Georges Braque waren maßgebenden Begründer des Kubismus und haben damit eine neue Denkordnung in der Malerei erschaffen und stellten die revolutionärste Neuerung in der Kunst des 20. Jahrhunderts dar. „Der Kubismus ist weder ein Samenkorn noch ein Fötus, sondern eine Kunst, der es vor allem um die Form geht, und wenn eine Form einmal geschaffen ist, dann ist sie da und lebt ihr eigenes Leben weiter“ Pablo PicassoFür die Surrealisten war Picasso eine Symbolfigur der Moderne. Die Gesamtzahl seiner Werke aus Gemälde, Zeichnungen, Grafiken, Collagen, Plastiken und Keramiken wird auf 50.000 geschätzt. Pablo Picasso – ein Genie der Kunst, der sich gegenüber seinen Frauen als Gott stellte. Für die meisten seinen Frauen endete die Beziehung dramatisch. Hatte er so eine macht über sie? Im Interview mit Süddeutsche Zeitung verglich ihn Francoise Gilot - eine seiner Geliebten und der Mutter seiner zwei Kinder Claude und Paloma mit den Taliban und der spanischer Inquisition. „Pablos Sadismus war jedenfalls ein sehr wichtiger Bestandteil seiner Persönlichkeit“. Francoise Gilot Sein Enkel Oliver Picasso von Marie Therese Walter, die seine Geliebte war erinnerte sich in dem Interview mit der Welt über seine emotionale eigenartige Liebe zu Kinder: „Meine Mutter hat mir wunderbare Geschichten von ihrem Vater erzählt. Vater-Tochter-Geschichten eben. Zum Beispiel pflegte er sie nachts aufzuwecken und in sein Atelier zu führen. Es war tief in der Nacht und er zeigte ihr ein gerade fertig gestelltes Bild“. Es ist kaum zu glauben, dass es liebevoll für alle anderen Eltern ist mitten in der Nacht ihre Kinder aufzuwecken um zu zeigen, wie toll man ist. Für Picasso war das die Vaterliebe. Zumindest seine Tochter Maya hat das mit Freude ihrem Sohn erzählt. Hat sein Narzissmus ihn zu einem der bedeutesten Künstler des 20.Jahrhundert gemacht oder war das innere Gewinner Ehrgeiz? Nach dem Tod seiner Schwester Conchita an Diphtherie, zog die Familie nach Barcelona, wo Picasso mit 14 Jahren in die Kunstakademie „la Llotja“ aufgenommen wurde. Sein Vater arbeitete dort als Lehrer und Picasso dürfte die ersten zwei Klassen überspringen. Sein Vater richtete ihm sein erstes Atelier in der Nähe der elterlichen Wohnung ein, die er gemeinsam mit seinem Freund und Maler Manuel Pallares nutze. Picasso studierte 1897 an der Königlichen Akademie von San Fernando in Madrid, die er jedoch wieder verließ, weil ihm die Lehrmethoden der Akademie missfielen. 1898/98 änderte er die Signatur „Ruiz“ erstmals zu „P.Picasso“. Seine erste Einzelausstellung „Els Quatre Gats“ im Jahr 1900 wurde kritisch rezensiert und hat nur zu einem mäßigen Verkaufserfolg führte. Im selben Jahr reiste er mit seinem Freund Casagemas nach Paris anlässlich der Weltausstellung, wo ihn die impressionistischen Werke von Paul Cezanne, Edgar Degas und Pierre Bonnard beeindruckten. Er teilte im Oktober mit Casagemas zeitweise ein Atelier am Montmartre in der 49 Rue Gabrielle. Im Januar 1901 kehrte Picasso nach Madrid zurück. Im selben Jahr erhielt er eine erschütterte Nachricht: seine Freund Carlos Casagemas hatte sich am 17. Februar aus enttäuschter Liebe zu der Tänzerin Germaine Gargallo in Paris erschossen. Picasso versuchte sich in Madrid auf seine neue Karriere zu konzentrieren: er wurde Mitherausgeber mit dem katalanischen Schriftsteller Francisci de Assis Soler der Kunstzeitschrift „Arte Joven“ (Junge Kunst), die er mit Illustrationen versah. Im März 1901 erschien das erste von insgesamt fünf Heften. In dem gleichen Jahr änderte sich seine Signatur nur auf „Picasso“. Aus finanziellen Gründen musste die Zeitung eingestellt werden und Picasso kehrte nach Barcelona zurück. Picasso widmete 1901 seinem Freund Casagemas das Bild Evokation – Das Begräbnis Casagemas. Es gilt als das erste Bild der Blauen Periode. Der Pariser Kunsthändler Pere Manach, die Galeristin Berthe Weill und vor allem der Kunsthändler und Verleger Ambroise Vollard bemühten sich um den vielversprechenden jungen Künstler. Jedoch nach seiner Rückkehr nach Paris im Oktober 1902 musste er gemeinsam mit dem Dichter Max Jacob im Winter mit seinen Zeichnungen den Raum heizten, weil Geld für Heizmaterial fehlte. Aus dem Geldmangel benutzte Picasso Leuchtpetroleum statt Öl zum Malen anstatt Bindemittel. Im Jahr 1904 lernte er Fernande Olivier kenne, die von 1905 bis 1912 seine Begleiterin und Muse wurde. „Er hatte nichts Verführerisches, wenn man ihn nicht kannte. Allerdings, sein seltsam eindringlicher Blick erzwang die Aufmerksamkeit … dieses innere Feuer, das man in ihm spürte, verlieh ihm eine Art Magnetismus, dem ich nicht widerstand. Und als er mich kennenzulernen wünschte, wollte ich es auch“ - schrieb sie in ihren Erinnerungen „Picasso et ses amis“, die 1933 erschienen. Eine bedeutende Rolle in der Kunstkarriere von Picassos hatte ein früherer Zirkusclown Clovis Sagot, der in einer ehemaligen Apotheke in der Rue Laffitte eine Galerie eingerichtet hat. Dort entdeckte der Us-amerikanische Kunstsammler Leo Stein, Bruder der Dichterin und Kunstsammlerin Gertrude Stein, 1905 Picassos Gemälde. Das erste gekaufte Bild von Picasso - „Junges Mädchen mit dem Blumenkorb“, das Leo Stein kaufte, gefiel seiner Schwester nicht. Als Picasso die Geschwister bei Sagot kennengelernt hatte, lud er sie in sein Atelier ein. Dort konnte er für 800 Francs ihnen Bilder verkaufen, die auch Gertrude Steins Interesse weckten. Bald darauf kaufte der Galerist Vollard die Werke bei Picasso für 2000 Franc, was seine finanzielle Situation wesentlich verbessert hat. Eine der bedeutendsten Arbeiten der Rosa Periode, die auch als Grundstein für das kubistische Denken war, ist das Gemälde „Les Demoiselles d`Avignon, die Picasso vom 1906 bis Juli 1907 malte. Das Bild nach den ersten Reaktionen in seinem Atelier wurde als unmoralisch angesehen und wurde heftig kritisiert. Neben dem Galeristen Wilhelm Uhde hatte nur Leo Stein Verständnis für dieses Kunstwerk, kaufte jedoch keine neuen Werke mehr. Gertrude Stein förderte Picasso weiter.
Modigliani, Pablo Picasso, Andre Salmon, 1916
Galerist Daniel-Henry Kahnweiler wurde auf Picasso aufmerksam und stellte im selben Jahr seine Werke aus. Durch Apollinaire lernte Picasso Georges Braque kennen. Zwischen September 1908 und Mai 1909 sahen sich Picasso und Braque sehr oft. Ihre Arbeitsgemeinschaft war so intensiv, dass sie sich mit den Flugpionieren Brüdern Wright verglichen und sogar wie Mechaniker kleideten. Picasso und Braque beeinflussten andere Künstler in ihrer Malerei und schon sehr schnell im Jahr 1911 bildete sich eine Gruppierung von Malern, die als Salonkubisten bezeichnet wurden. Picasso und Braque distanzierten sich davon. Picassos Werke erweckten auch im Ausland Interesse. 1910 wurde er auf der Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München vertreten sowie 1912 in Köln und in der Galerie der Sturm in Berlin. Es folgten weitere Ausstellungen in München, London und 1911 zum ersten Mal hat Alfred Stieglitz Galerie 291 und in Jahr 1913 wurde er auf Armory Show New York vertreten, wo auch Werke von Braque und Matisse ausgestellt wurden. Von Picasso wurden 8 Werke gezeigt, darunter zwei Stilleben, die Zeichnung Frauenakt von 1910, Frau mit Senftopf von 1910, eine Leihgabe von Kahnweiler, und die Bronze Frauenkopf von 1909, eine Leihgabe von Stieglitz. Für die Kunstwerke erhielt er ziemliche Kritik, die Moderne Kunst wurde noch nicht akzeptiert. 1939 -1940 widmete das Museum of Modern Art in New York Cityunter der Direktor Alfred Barr eine erfolgreiche Retrospektive, die Picasso in Amerika weiterhin bekannt machte. 1940 stellte Picasso einen Antrag auf französische Staatsbürgerschaft, der abgelehnt wurde, weil den Behörden Dossiers aus dem Jahr 1905 vorlagen, in denen er als anarchistisch eingestuft worden war. Während der Besatzungszeit wurde die moderne Kunst von den Kollaborateuren nicht toleriert. 1944 wurde Picasso Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs und blieb es bis ans Ende seines Lebens. Jedoch wurde ihm die Ernsthaftigkeit seines Eintritts ständig bezweifelt. Trotz seine Parteimitgliedschaft der Kommunistischen Partei hatte er eine freie unabhängige Einstellung. 1949 entwarf er ein Plakat mit einer Taube für den Pariser Weltfriedenskongress. Die Taube wurde in der Folge weltweit ein Symbol für den Frieden. In dem Artikel von John Richardson in Der Presse erzählte er „als Aragon sein Lithografie einer Taube als Parteiemblem für den Weltfrieden wählte, konnte er nicht widerstehen zu erzählen, dass er diese bösartigen Vögel in getrennten Käfigen halte, damit sie einander nicht in Stücke hackten“. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich Picassos Stil erneut, indem er die Kunst der alten Meister neu interpretierte, und den Wettstreit mit ihnen suchte, oder die Selbstbestätigung, dass er der Gott der Kunstwelt ist. Neben der Keramiken, Skulpturen und Grafiken, experimentierte Picasso auch mit Fotomethoden. Obwohl er sich mit Fotografie wenig befasste, wusste er die Möglichkeiten des Mediums durchaus für seine künstlerischen Experimente zu nutzen. 1949 in Vallauris in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Gjon Mili entstand eine Serie sogenannter Luminografien. In abgedunkelten Raum zeichnete Picasso in dem Luft mit einer Taschenlampe. Durch Langzeitbelichtung wurden seine Lichtbahnen auf dem Foto als „Luminogramme“ deutlich. 1955 kaufte Picasso die Villa „La Californie“ in Cannes. Zunehmend wurde Picasso von Touristen und Bewunderer belästigt. In der Nähe von der Villa wurden Wohnhochhäuser gebaut, die ihm den Ausblick auf die Landschaft versperrten und den Einblick der Fremden auf sein Grundstück ermöglichten. Auf die Empfehlung des Kunstsammlers Douglas Cooper kaufte Picasso 1958 Schloss Vauvenargues bei Aix-en-Provence mit Blick auf Paul Cezannes Lieblingsmotiv, das Gebirge Montagne Sainze Victoire. Er richtete im Schloss ein Studio, kehre aber immer wieder nach „La Californie“ in Cannes zurück. Picassos Stil reduzierte sich zunehmend auf das Linienbetonte, Skizzenhafte. Mit hoher Produktivität setzte er sich nicht nur mit der Malerei und Grafik wie Lithografie und Linolschnitt auseinander, sondern ab 1947 auch mit Bildhauerei und Keramik. Im Jahr 1971 zum 90. Geburtstag fand im Louvre eine Retrospektive in Paris statt. Er war der erste Künstler, den diese Auszeichnung bereits zu Lebzeiten gewährt wurde. Am 8 April 1973 starb Picasso in seinem Haus an den Folgen eines Herzinfarkts, der von einem Lungenödem ausgelöst worden war. Picasso war nicht der Man dessen Herz nur zu einer einzigen Frau brannte. Er hat sich von seinen Musen inspiriert und sie verrückt gemacht, einige davon waren selbst künstlerisch tätig und haben ihre Leidenschaft wegen Picasso aufgegeben. Der Psychoanalytiker Anton Uhl analysierte Picassos Beziehung und stellte fest, „dass Picasso immer eine offizielle und eine geheime Lebenspartnerin beziehungsweise Geliebte hatte und über Jahrzehnte ein „konsequentes Doppelleben“ führte. Picasso hatte tierischen Angst vor dem Tod und benutzte die Frauen um sich jünger zu halten oder besser gesagt, dass Gefühl zu bekommen, dass er nicht älter wird. Onetz.de schrieb über das „Wunderkind, das absolut nicht gerne zur Schule ging, und dort sehr unkonzentriert war. Nach Uhl „Heute würde man ADHS diagnostizieren und ihn mit Ritalin zu dröhnen“. Im Interview mit der Süddeutsche Zeitung Magazin sagte Francoise Gilot: „Mit ihm zusammenzuleben bedeutete, sich ganz in seine Macht zu begeben, und bei so einem mächtigen Menschen ist das unerträglich. Ich wusste, es würde auf eine Katastrophe hinauslaufen, aber eine Katastrophe, die zu leben sich lohnen würde“. Und für die meisten seiner Frauen hat das Ende der Liebe mit Picasso ein tatsächliches Ende des Lebens gebracht. „Marie-Therese Walter hat sich erhängt, Jacqueline Roque hat sich erschossen, Olga Chochlowa und Dora Maar sind wahnsinnig geworden. Nur ich bin immer noch das blühende Leben“ – sagte Francoise Gilot in Juli 2012 zur Süddeutsche Zeitung Magazin. Das ist nur die „offizielle Liste“ der Frauen neben vielen anderen mit denen Picasso parallel und zwischen diesen Beziehungen eine Affäre hatte. Frauen waren für ihn die Musen, Models, oft Managerinnen und Objekte seiner exzessiver Sexualität und sein auf eigener Weise „Verjüngung Kur“. Francoise Gilot - die Frau mit Charakter, die „Neinsagerin“, die sich gegen Macht des Gottes Picasso gewährt hat. Sie war mit ihm 9 Jahre zusammen, und lebte mit ihm ab Frühling 1948 nach Aufenthalten in Golfie-Juan in der Villa „La Galloise“ in Vallauris in der Nähe von Cannes und Antibes. Picasso stellte sie gerne als Sonne oder Blume dar. Sie war die einzige Frau die Picasso selbst verlassen hat. Picasso hat einen launischen, jedoch leidenschaftlichen Charakter. Seine Intelligenz und Klugheit haben die Frauen an gezogen. Trotz dem, das Francoise Picasso verlassen hat, hat sie „nie wieder einen Menschen gefunden, mit dem man so gut diskutieren konnte“. Picasso ertrug keinen Widerspruch und hat „Jasager“ an seiner Seite gebraucht. Das war auch der Grund, warum seine Freundschaft mit Braque nicht mehr so lebendig war. „Er dachte, seine Macht über mich sei unumstößlich. Sein geistiger Sadismus war irgendwann noch schlimmer als die physische Grausamkeit. Deshalb starb meine Liebe für ihn irgendwann ab. Ich habe niemanden so sehr geliebt wie ihn, aber ich wollte auch keine Sklavin sein“. Wenn Picasso so sadistisch war, warum hatte er so eine Macht über seine Musen? „Wenn du wirklich leben willst, musst du etwas Dramatisches riskieren, sonst lohnt sich das Leben nicht. Vor allem wirst du nicht langweilig“ – sagte Francoise Gilot in dem Interview mit SZM im Jahr 2012. 1953 hat Francoise Picasso verlassen und sich wieder der Kunst gewidmet. Sie hat danach noch zwei Mal geheiratet: mit dem Künstler Luc Simon, aus deren Ehe die Tochter Aurelia kam, und 1970 heiratete sie den amerikanischen Mediziner und Erfinder der Impfung gegen Polio - Jonas Salk. Picasso machte die Vorstellung wahnsinnig, dass eine seiner Frauen ihn überleben könnte. „Du wirst nicht so lange leben wie ich“ – sagte er mal zu der 40 Jahre jüngeren Francoise Gilot. Heute ist Francoise 96 Jahre alt. Sie hat ihr Atelier in New York und Paris und stellt weltweit ihre Kunstwerke unter anderem zusammen mit Picassos Werken in der Gagosian Gallery New York aus. Ihr Sohn Claude Picasso wurde zwei Jahre nach Picassos Tod als Nachlassverwalter für die Familie eingesetzt und lebt in Paris. Trotz der monströsen Einstellung gegenüber seiner Geliebten hinterließ das Genie Pablo Picasso ein großes Erbe an Kunstwerken die die Kunstwelt des 20. Jahrhundert, mit den grossartigen Stücken und mehreren Museen die den Namen des ungeheuerlichen Kindes Picasso tragen, bereicherte.